Die AG „Orte der Erinnerung“ berichtet von ihrer Arbeit

Auf Spurensuche in Saarbrücken

Die Arbeitsgemeinschaft der drei Saarlouiser Gymnasien „Orte der Erinnerung“ hat vor wenigen Wochen ihre Arbeit begonnen. 

Um Inspirationen für die kommende Arbeitsphase zu erhalten, machten wir uns am 03. Mai auf den Weg nach Saarbrücken, um uns eine Erinnerungsroute anzuschauen, die bereits in der APP „Orte der Erinnerung“ zu finden ist. Dabei setzten wir uns auch mit dem jüdischen Leben im Saarland vor dem Holocaust auseinander und besuchten die Saarbrücker Synagoge am Beethovenplatz. Der Kantor der jüdischen Gemeinde, Benjamin Chait, erklärte uns, wie und vor allem wie zahlreich Jüdinnen und Juden vor der Naziherrschaft im Saarland gelebt hatten: von insgesamt 26 Gemeinden ist nur noch Saarbrücken übrig; eine Information von vielen an diesem Tag, die uns sehr betroffen gemacht und uns in unserem Vorhaben bestärkt hat, an dieses jüdischen Leben zu erinnern. 

Nach einem gemeinsamen Mittagessen liefen wir mithilfe der APP die Erinnerungsorte der Saarbrücker Innenstadt ab, um uns ein Bild davon machen zu können, was in den nächsten Monaten unsere Aufgabe sein wird: eine Erinnerungsroute für Saarlouis zu entwerfen und diese für alle zugänglich zu machen. 

Nach einem Tag voller Eindrücke und mit vielen Ideen für unsere zukünftige Arbeit ging es zurück nach Saarlouis.

Stolpersteinverlegung

Die nächste Station unserer Arbeitsgemeinschaft war die Begleitung der Verlegung von sieben neuen Stolpersteinen im Saarlouiser Stadtteil Fraulautern am 11. Mai. Der Künstler Gunter Demnig, der für die Herstellung und Verlegung der Stolpersteine bekannt ist, war ins Saarland gekommen, um die Steine der Familien Wolff, Speth und Schloss an ihren letzten bekannten Wohnorten zu verlegen, um so die Erinnerung an diese Menschen lebendig zu halten. Auch viele Schülerinnen und Schüler der Saarlouiser Schulen waren gekommen, um die Verlegung zu besuchen und so Anteilnahme am Schicksal der Opfer zu zeigen. 

Die ersten drei Steine in der Rodener Straße erinnern an das Leben der Familie Wolff, namentlich Josef, Bertha und Arthur, deren Wohnhaus in der Pogromnacht 1938 verwüstet wurde und die im März 1939 nach Manchester (England) floh. Eigens zur Verlegung war Janet Wolff, die Enkelin von Josef und Bertha, aus Manchester angereist.

Ein weiterer Stolperstein wurde in der Hülzweiler Straße für Annemarie Speth verlegt, die infolge einer Geburtskomplikation leicht behindert war und die am 31.01.1941 im Alter von 15 Jahren in der Tötungsanstalt Bernburg ermordet wurde. Ihr Neffe hielt eine bewegende Rede und erinnerte an Annemarie als ein fröhliches und aufgeschlossenes Mädchen, dessen Verlust die Familie bis heute bewegt.

Am letzten Verlegungsort, der heutigen Ulmenstraße, erinnern nun drei Steine an Max und Clothilde Schloss sowie ihren Sohn Julius, die bis Ende 1937 ein Geschäft am Großen Markt besaßen, welches sie auf Druck der Nationalsozialisten aufgeben mussten. Max und Clothilde wurden 1943 nach Theresienstadt deportiert, von wo sie 1945 nach St. Gallen in der Schweiz verbracht wurden. Dort erhielten sie dauerhaftes Asyl. Max starb 1956 in einem Altersheim in Vevey, woraufhin Clothilde zu ihrem Sohn Julius zog, dem 1939 die Flucht aus dem KZ Dachau nach Shanghai gelang und der nach einem 9-jährigen Aufenthalt dort schließlich in die USA zog. Clothilde verstarb hier 1964, ihr Sohn Julius acht Jahre später.

Dieser bewegende Morgen war auch Thema unserer am gleichen Nachmittag stattfindenden AG-Sitzung, in welcher wir unsere Gedanken zu den Verlegungen teilten und das weitere Vorgehen unserer Gruppe besprachen.